Kurze Historie des Deutschen Fernehfunks (DFF)

Abriß

Wenige Wochen nach Gründung der DDR wurde am 30. Oktober 1949 mit der Projektierung eines Fernsehzentrums in Berlin begonnen. Von 1950 an entstanden in Laborarbeit die ersten studiotechnischen Ausrüstungen. Die Grundsteinlegung für den Bau des ersten Fernsehstudios in Deutschland erfolgte am 11. Juni 1950 in Berlin-Adlershof. Es entstand das Fernsehzentrum Berlin (FZ).


Grundsteinlegung zum Fernsehzentrum Berlin

Anfang 1952 konnte ein Testsender auf dem Alten Stadthaus in Berlin-Mitte in Betrieb genommen werden. Über ihn liefen vom 4. Juni 1952 an tägliche Probesendungen, die, stets ab 20 Uhr ausgestrahlt, eine Dauer von 60 bis 90 Minuten erreichten.

Vom 21. Dezember 1952 an strahlte das neue Fernsehzentrum zunächst aus einem provisorischen, später aus vier größeren Studios ein "Offizielles Versuchsprogramm" aus. Die allabendlichen Sendungen umfaßten zu Beginn selten mehr als zwei Stunden. Mit Ausbau der Sendestudios erfolgte langsam eine Ausdehnung der Sendezeiten. Es wurden dabei jedoch die wichtigsten Genres in den Programmbereichen der Publizistik und der Fernsehkunst in klaren Umrissen entwickelt, zunächst mit Betonung der künstlerisch gestalteten Gattungen: Fernsehdramatik, Unterhaltungskunst, eigene Formen von Musik und Tanz für den Bildschirm und eine ganze Palette unterhaltender und bildender Sendungen für Kinder verschiedener Altersstufen.

Mit Wirkung vom 3. Januar 1956 erhielt der Studiokomplex in Berlin-Adlershof den Namen "Deutscher Fernsehfunk". Mit der Senderkennung "DFF" strahlten die über Relaisstationen angeschlossenen Sender der Süd- und der Nordkette nun ein reguläres Fernsehprogramm aus.

Seinem Namen entsprechend verstand sich der Sender mit seinen Studios in Berlin, Rostock (ab 1962) und Halle (ab 1964) als ein Fernsehen, das für ganz Deutschland eine gemeinsame Perspektive zu skizzieren hatte. Sowohl in der Qualität als auch in der Quantität entwickelte sich das Angebot für eine schnell wachsende Anzahl von Zuschauern so eindrucksvoll, das es sich auch außerhalb des DDR-Territoriums Aufmerksamkeit und Anerkennung erwarb.

Politisch mit den Nachbarländern im Süden und im Osten verbunden, führte die bald begonnene Zusammenarbeit zur Bildung der INTERVISION, des osteuropäischen Gegenparts der EUROVISION.

Mehr und mehr setzten sich serielle Sendeformen durch, die zunächst eindeutig einem kulturellen und umfassend bildenden Programmauftrag verpflichtet waren. Mit den rasch wachsenden Möglichkeiten einer mobilen Übertragungstechnik erhielt auch die operative und agitatorische Fernsehpublizistik einen stetig wachsenden Stellenwert.

1960 überstieg der Zahl der angemeldeten Fernsehgeräte die Millionengrenze. Das Fernsehen war zu einem als höchst wirksam erkannten Massenmedium geworden und wurde in seiner weiteren Entwicklung immer spürbarer zu einem propagandistischen Instrument der SED-Führung und damit der Regierungspolitik der DDR. In der DDR war es nicht nur das Programm des DFF, das schließlich bis in den letzten Winkel des Landes gesendet wurde. Aus westlicher Richtung konnten die Programme der ARD, später auch des ZDF, über eine speziell für Zuschauer in der DDR errichtete Senderkette bald im größten Teil des Landes gesehen werden.


Die Gebäude des DFF in seinem 15. Jahr. Heute steht davon nur noch das denkmalgeschützte Ehrlich-Ensemble (links im Bild)

Am 3. Oktober 1969 startete mit Inbetriebnahme des großen UKW- und Fernsehturms am Berliner Alexanderplatz der "Deutsche Fernsehfunk" sein II. Programm. Es enthielt einen sich nach und nach erhöhenden Anteil an Farbsendungen. Für zwei weitere Jahre bemühte sich der DFF, seinem Auftrag gerecht zu werden, ein Sender für ganz Deutschland zu sein.

Nach dem Scheitern der von Walter Ulbricht verfolgten Politik für sozialistisch determinierte gesamtdeutsche Perspektiven, erfolgte 1971 mit dem Wechsel zur Führungsgruppe um Erich Honecker auch eine konzeptionelle Veränderung. Eine Politik der rigiden Ost-West-Abgrenzung führte dazu, daß der "Deutsche Fernsehfunk" am 11. Februar 1972 ohne jede Zeremonie in "Fernsehen der DDR" umbenannt wurde. Unter diesem Namen diente das Fernsehen mit seinen Studios in Berlin, Rostock, Halle, bald auch in Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt zunehmend der Propagierung dessen, was von der SED und der DDR-Regierung politisch und ideologisch vorgegeben wurde.

Gleichzeitig erfolgte eine wachsende internationale Vernetzung über die INTERVISION hinaus, auch mit weltweiter Präsenz durch Auslands-Korrespondenten. Der künstlerische Programmbereich wurde verstärkt durch Vergrößerung des Anteils am Produktionsvolumen des DEFA-Studios für Spielfilme zur Herstellung von Fernsehfilmen.

Trotz Zunahme ideologischer Programmauflagen war es immer wieder möglich, anerkannte künstlerische Leistungen vorzuweisen, vor allem auf dem Gebiet fernsehdramatischer Adaptionen von Werken der deutschen wie der Weltliteratur.

Nach den grundlegenden Veränderungen in der DDR erfolgte unter einer neuen Intendanz die programmatische Rückbenennung des Senders. Als "Deutscher Fernsehfunk" sollte er die neuen Entwicklungen in Deutschland begleiten und die Sicht des östlichen Teils einbringen. Ein z.T. rigoroser Selbstreinigungsprozeß innerhalb des Senders und eine Öffnung des Programms für alle aktuellen Fragen verschaffte ihm eine zuvor nicht gekannte Akzeptanz von über 87 % unter der Bevölkerung der sich wandelnden DDR.

Ein Vertrag mit einem westeuropäischen Konzern über kommerzielle Fernsehwerbung erbrachte finanzielle Mittel zur Modernisierung der Technik und zum Aufbau von Landesstudios in den sich bildenden neuen deutschen Bundesländern. Dennoch wurde auf Betreiben der Regierung Kohl mit Rudolf Mühlfenzl ein Rundfunkbeauftragter eingesetzt, der den bereits auf nur noch ein Vollprogramm ("Länderkette") reduzierten DFF zum Ende des Jahres 1991 "abwickelte".